Als erste Langzeitpflege-Einrichtung der Schweiz hat das Pflegezentrum Lindenfeld in Suhr die FTGS-Silberzertifizierung geschafft. Dies dank der sehr engagierten Arbeitsgruppe «Rauchfrei» sowie der äusserst konsequenten Haltung der gesamten Institution. Als Leiterin Kommunikation übernimmt Simone Mayer-Jacober eine tragende Rolle bei der internen und externen Kommunikation der Rauchfrei-Massnahmen. Im Interview erzählt sie uns, wie ihre persönliche Haltung aussieht und wie es das Lindenfeld immer wieder schafft, im Rauchfrei-Prozess einen Schritt weiterzugehen.
Simone Mayer-Jacober, nach Bronze 2020 gab es im vergangenen Jahr bereits Silber – wie hat das Lindenfeld diesen Schritt so schnell geschafft?
Ich glaube, das liegt vor allem daran, dass das Lindenfeld sinnvolle Leitsätze hat, die unsere Mitarbeitenden auch tatsächlich leben. Wir alle sind sehr eigenverantwortlich unterwegs, wir kommunizieren offen und transparent und handeln nach dem Motto «Geht nicht, gibt’s nicht». Diesen ganz speziellen Spirit habe ich bereits bei meinem Einstellungsgespräch vor drei Jahren wahrgenommen. Da war einfach so eine menschliche, warmherzige und entspannte Atmosphäre im Raum, die mich spüren liess: Hier ist vieles möglich. Und auch drei Jahre später kann ich sagen, dass sich diese Haltung, die den Menschen ins Zentrum stellt, wie ein roter Faden durch alle Bereiche hindurchzieht.
Wie ist Ihre eigene Haltung in Bezug auf eine rauchfreie Umgebung, auf ein rauchfreies Unternehmen?
Ich habe tatsächlich kein einziges Mal in meinem Leben eine Zigarette angefasst, denn ich bin überzeugte Nichtraucherin, lebe sehr gesund, mache Sport; von dem her ist es für mich sehr wichtig, dass ein Arbeitgeber sich mit der Gesundheit seiner Mitarbeitenden auseinandersetzt und sich dafür engagiert, dass sie gesund bleiben – oder werden können. Mit der Arbeitsgruppe Rauchfrei, die bereits vor meinem Eintritt bestand, waren die Voraussetzungen im Bereich des Nikotinkonsums natürlich schon gegeben, aber dass die Gruppe von vier auf mittlerweile sieben Mitglieder aus ganz verschiedenen Bereichen (auch aus der Geschäftsleitung!) angewachsen ist, zeigt, dass das Lindenfeld sich sehr aktiv im Rauchfrei-Prozess einsetzt. Dies macht es mir sehr einfach, mich zu 100 Prozent mit dem Lindenfeld zu identifizieren – und das ist sehr wichtig, denn so kann ich nach innen und aussen sehr authentisch agieren und kommunizieren.
Von Bronze zu Silber zu kommen bedeutete für das Lindenfeld einige Umstellungen – beispielsweise eine neue Rauchfrei-Signaletik und weniger Raucherplätze. Wie haben die Mitarbeitenden diese Umstellungen auf- und angenommen?
Dass die Raucherplätze eingeschränkt wurden und sich der Raucherplatz nun etwas weiter weg befindet, das haben die rauchenden Mitarbeitenden natürlich schnell bemerkt. Es gab etliche, die sich sehr schwer getan haben und es immer noch tun. Wir haben als Gegenleistung den einen Pavillon für die Raucher:innen «Mittagessen-tauglich» gemacht. Zudem wurde der Weg zum Raucherzelt neu angelegt und hübsch gestaltet. Ebenfalls haben wir mit dem FTGS zusammen einen Workshop zum Thema Veränderungen organisiert, damit die Raucher:innen merken, dass es nicht gegen sie geht, sondern wir etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Sehr hilfreich ist dabei die neue Signaletik, die nicht verbietet, sondern klar zeigt, wo die rauchfreien Zonen sind und wo sich der Raucherplatz befindet.
Vor allem für Besuchende sind die grossen Bodenmarkierungen hilfreich. Oft wollen diese sich, nachdem sie das Gebäude verlassen haben, direkt eine Zigarette anzünden. Mit dem grossen Signet am Boden ist sofort klar: «Hier bitte nicht, aber etwas weiter drüben ist das Rauchen gestattet.» Bei allen Raucherzonen gibt es QR-Codes, die gescannt auf das Programm «Stopsmoking» führen. So kann jeder für sich selbst entscheiden, ob und wann er den Rauchfrei-Weg einschlagen möchte und diesen dann in seinem ganz eigenen Tempo beschreiten.
Gleich zwei Mitglieder der AG Rauchfrei besuchen ab März den Fachkurs «Nikotinberatung und Tabakentwöhnung» der Berner Fachhochschule. Wie kommt‘s?
Das ist richtig, wir gehen Schritt für Schritt immer ein Stückchen weiter. Neu wollen wir im Sinne einer aufsuchenden Beratung aktiv werden: Die Mitarbeitenden, welche die Weiterbildung besuchen, können nach erfolgreichem Abschluss aktiv auf rauchende Mitarbeitende oder Bewohnende zugehen, sie mit Informationsmaterial versorgen und sie in ihrem eigenen Prozess, rauchfrei zu werden, unterstützen. Gut ist hier sicher auch, dass beide Personen, welche die Ausbildung machen, selbst einmal geraucht haben. Das erleichtert das Sich-In-Den-Anderen-Hineinversetzen und damit unter Umständen die Kommunikation.
Neben diesen beiden Mitarbeitenden kümmert sich das Lindenfeld aber auch generell auf eine sehr positive Weise darum, alle rauchenden Mitarbeitenden zu begleiten: Bereits beim Eintritt wird eruiert, wer raucht und wie man diese Personen am besten unterstützen kann. Die Lernenden motivieren wir dazu, bei der kantonalen Aktion «zackstark – rauchfrei durch die Lehre» mitzumachen. Durch dieses starke Commitment des Lindenfelds ist allen ganz klar: «Das Lindenfeld ist rauchfrei». Ich bin dem Lindenfeld sehr dankbar für diese Haltung. Als Pflegezentrum kümmern wir uns oft um schwer kranke Menschen, da ist es besonders wichtig, dass wir allen Sorge tragen und sie im Sinne eines gesunden Lebensstils zu unterstützen.
Das Lindenfeld ist als Langzeitpflege Institution eine Vorreiterin in Sachen Rauchfrei-Prozess. Was möchten Sie anderen Langzeitpflege-Einrichtungen mitgeben?
Ich möchte andere Einrichtungen dazu motivieren, sich zu getrauen, sich zu engagieren und ihre Mitarbeitenden im Rauchfrei-Prozess zu unterstützen. Ich bin auch sehr an einem Austausch mit anderen Institutionen interessiert. Wie sind sie unterwegs? Was ist ihnen wichtig? Was können wir voneinander lernen?
Frau Mayer-Jacober, vielen Dank für Ihre offenen Worte und alles Gute dem Lindenfeld in allen weiteren Prozessen im Bereich der Tabakentwöhnung.
Simone Mayer-Jacober ist Leiterin Kommunikation & Marketing im Lindenfeld, einem spezialisierten Pflegezentrum in Suhr. www.lindenfeld.ch